Indien Rajastan

Imagedie wüste lebt in 1001 nacht

 

 

 

wieder unterwegs
eine nachtfahrt mit dem zug nach new dehli ist die günstigere und schnellere variante und macht mich um eine erfahrung über das land reicher. ich gestehe, zugfahren ist gar nicht so schlecht, wie man denken könnte. erstaunlicherweise ist ein express zug sehr langsam. dafür gibt es in indien super express - und sogar super super express züge, diese sind auch nicht viel schneller.
mit dem besuch von new dehli beabsichtige ich, mein visum zu verlängern, was mir nicht gelingt. die zeit, die mir nun in indien übrig bleibt, reicht gerade für eine durchquerung des staates rajastan und ein paar städte im norden des landes. seit ende januar bin ich nun wieder mit meinem töff unterwegs. von amritsar verläuft meine route 600km südlich, wo viel angenehmere temperaturen herschen.
auf dem weg nach rajastan begegne ich schon am zweiten tag mehreren unfällen. auf geraden strassenstrecken sind dies meistens gekippte lastwagen, die schlecht gewartet, mit abgefahrenen reifen unterwegs und sowieso heftig überladen sind, dass es manchmal nicht viel braucht.

Bikaner
eine stadt im norden rajastans besitzt ein faszinierendes fort, mit schönheiten, die sich nicht fotografieren lassen. erwähnenswert  ist ein spiegelsaal, mit etwas alten und trüben spiegeln, welcher einst aber umwerfend gewesen sein muss. ebenfalls ein anderer saal mit steinmetzarbeiten und holzschnitzereien, lässt einem im detail verlieren.

ich finde gleich neben meinem hotel eine kleine werkstatt, die mir einen sauberen und gepflegten eindruck macht. hier verpasse ich meinem töff wieder einmal einen service. die ventile haben sich etwas verstellt. zusammen mit einem mechaniker kann ich sie richten. eine schraube zur befestigung des tanks dreht durch und wird mit einem kleinen dünnen blecheinsatz repariert. - warum nicht, wenn es den zweck auch erfüllt?

Jaisalmer
in einem kleinen hotel bleibe ich hängen. der preis ist gerade mal 2.- chf pro nacht. dies ist aber nicht der grund dazu. in diesem familienbetrieb erhalte ich aufmerksamkeiten, die es in andern hotels nicht gibt. ich geniesse den kleinen ort, das fort und den see gadi sagar mit kleinen tempeln und schreinen.

ein ort der stille, der gadi sagar see
einen ausflug in die sandigen dünen von sam, 40km von jaisalmer entfernt, darf natürlich auch nicht fehlen. wenn schon etwas kleiner als in der sahara sind sie doch echt.

Jodhpur
eine sensation: das fort wurde vor vierzehn tagen mit einer audiotour ausgerüstet. jeder besucher erhält nun ein gerät mit kopfhörer und kann an verschiedensten orten kommentare und musik abhören. es ist genial gemacht und die gute qualität lässt mich in die zeit von tausendundeinernacht eintauchen und von alten zeiten träumen.

Pushkar
ein wahlfahrtsort für die hindus. der heilige ort bietet einen kleinen see, in dem die hindus baden und ein paar tempel. ich halte mich hier nicht allzu lange auf, weil es mir hier zuviele touristen hat. und noch etwas: statt auf die zu erwartenden priester und pilgern treffe ich auf drogenhändler. vielleicht fällt so dem einen oder anderen die erleuchtung einfacher.

es gibt noch sovieles zu erzählen, was ich alles in rajastan und auf dem weg nach nepal erlebe. vom tierpark in bharatpur, von einem weiteren fort in fathepur sikri, von schleppern, die einem als tourist das leben schwer machen, vom töff, der auf empfehlung hin das erste mal in meinem hotelzimmer übernachtet, vom taj mahal etc.
für mich zählen die erlebnisse und kontakte mit leuten und das alltagsleben mehr als die touristischen orte.

Lucknow
noch von der schweiz aus habe ich eine adresse mitgebracht und will hier den leuten einen besuch abstatten. mehrere tage versuche ich zum voraus meinen besuch per telefon anzukündigen, was mir nicht gelingt, weil alle leitungen immer alle besetzt sind. sowas kommt nur in indien vor, denke ich. jetzt wird es zum überraschungsbesuch, aber die suche nach dem haus gestaltet sich recht kompliziert, und ich frage zig mal nach. niemand scheint die adresse zu kennen, und ich will schon aufgeben, als ich von einem reporter von einem lokalfernsehen erfasst werde. ich gebe freizügig ein 10-minütiges interview und die menschenmenge, die sich dabei ansammelt bringt während dieser zeit den verkehr zum stehen. falls es einmal auf sendung geht, wird es ein ziemliches hupkonzert. als gegenleistung erhalte ich eine genaue wegbeschreibung, die mich zwar weiter in die irre führt.
so nach einer guten stunde finde ich das haus. ich erhalte einen herzlichen empfang bei der familie und fühle mich von der ersten minute wohl. die gastfreundschaft ist wirklich sehr gross geschrieben.

Eine schlechte filmkritik?
qutch to haie - da ist was, so heisst der im tv angekündigte bollywoodfilm, den ich zusammen mit der familie besuche. ich erhalte so eine persönliche übersetzerin. was mir geboten wird, ist ernüchternd. handlungsmässig kann ich auch ohne übersetzung schon im voraus erkennen, was passieren wird. der film entspricht einer schlechten kopie von screem, einem horrorfilm also, der hier etwa doppelt so laut vorgeführt wird. die kostüme sind köstlich indisch und alles ist luxuriös und sauber. es wird so eine übertriebene welt dargestellt, was mich daraus schliessen lässt, dass die inder oft die nase vom strassendreck voll haben. es gibt keine alterslimite, und das ist ein richtiger schock für mich - ich weiss nicht wie zwei junge knaben im alter von 8 - 10 jahren diesen film verarbeiten werden. jung und alt füllen das kino. in der zwischenzeit habe ich soviel von indien mitgekriegt, dass ich mich als halbinder ob dem ganzen spektakel amüsieren kann, und es kommt vor dass ich als einziger ab und zu einen peinlichen lacher erschallen lasse. ein bollywoodfilm ist ein muss für eine indienreise.