Pakistan

Imagevon den schönsten lastwagen und den schnellsten schneidern

 

 

 

Taftan
der grenzübertritt nach pakistan erledige ich zusammen mit meinen freunden manuel und richie. das aus einem bestimmten grund: baluchistan soll eines der unsicheren gebiete pakistans sein.

schon in einem halben tag erhalte ich eindrücke, die pakistan von allen anderen bisher bereisten ländern deutlich unterscheiden. als erstes fällt mir die pakistanische muslimische bekleidung, dem "solvar", auf - bestehend aus einem bis in die knie reichenden hemd und einer weit geschnittenen hose. das sieht bequem aus, denke ich und will mir in quetta eine solche hose erstehen. weiter wird in pakistan tee mit milch und oft mit marsala getrunken und es herscht linksverkehr vor, aber nicht immer halten sich alle daran.

man erkennt sie schon von weitem, die schönsten lastwagen der welt. richie meint, dass er auch gerne lastwagenchauffeur geworden wäre, wenn er ein solches kunstwerk hätte fahren dürfen:

in taftan, dem dorf an der grenze, benutzen wir das hotel als einzige übernachtungsmöglichkeit, sonst gibt es nicht viel, das touristen interessieren könnte. die fahrt nach quetta beginnen wir mit den ersten sonnenstrahlen am nächsten tag, denn es sind ca 650km zu rollen. die strasse ist erst noch breit genug, so dass zwei autos kreuzen können. nach dalbandin wird es eng, aber für mich als töfffahrer besteht kein problem. manuel und richie sind deutlich langsamer, weil sie zum kreuzen immer wieder in den sand am strassenrand ausweichen müssen. die strassen sind deutlich schlechter, und ich fange einen ersten platten auf meiner reise ein, den ich schnell selber repariere.

Quetta
quetta erreichen wir bei nacht, eigentlich zu spät für unsere vorstellungen, weil das fahren in der nacht gefährlich ist. es gibt immer wieder unfälle, weil ohne licht gefahren wird. quetta liegt ca. 1500 meter über meer und ist ziemlich kalt, weil eine bise weht. im hotel bloomstar ist warmes wasser nur auf bestellung vorhanden und das klappt nicht immer, also gibt es eine ungemütliche dusche, und ich versuche im schlafsack zur eigenen körperwärme zu kommen.

in quetta lassen manuel und ich je einen "solvar" nach mass und wünschen erstellen. zusammen schauen wir dem schneider eine stunde lang zu, wie er ohne schnittmuster den stoff in stücke schneidet und in windeseile diese zusammennäht. die maschine muss gut funktionieren, denn der schneider lässt den motor immer nur auf vollen touren drehen. die fadenresten, die er während dem nähen abschneidet, werden im mund zu einem knäuel gekaut und von zeit zu zeit ausgespuckt. jeder griff sitzt einwandfrei. für ein hemd und hose braucht er etwa zwei stunden. ich kann mir nicht ausrechnen wieviele dieser hemden er schon in all den jahren gemacht hat. hier ist jedenfalls sein resultat:

megabequem, der pakistanische massanzug: solvar

Sibi
bevor wir quetta verlassen, veruchen wir eine versicherung für auto und töff zu erstehen und weiter verlangen wir nach der bewilligung, um nach sibi fahren zu dürfen. innert fünf minuten stellt uns ein beamter im civil secretariat einen zettel mit der bewilligung aus. wir staunen - gekostet hat es für einmal nichts. schnell gegangen; das gibt es hier also auch. aber nach längeren wartereien in verschiedensten büros liess man uns wissen, dass es keine versicherung in dem sinne gibt, wie wir es uns wünschen. man entlässt uns mit den worten, dass im bazar, also auf dem markt, eine solche versicherung zu lösen sei. das scheint uns schon ein bisschen komisch. wir entscheiden uns, das risiko selber zu tragen und fahren los. wir sind etwas knapp mit dem benzin und wollen erst noch tanken. ein streik der tankstellenwarte erschwert uns dieses vorhaben wesentlich. die tankstellenwarte sind wohl unzufrieden, weil viel benzin von afghanistan und iran nach pakistan geschmuggelt wird und wegen fehlendem umsatz sind die löhne tief. wen wunderts. weil auch touristen an den tankstellen kein benzin abbekommen, verlassen wir uns voll auf die schmuggler, die ausserhalb der stadt das benzin zu einem günstigeren preis verkaufen. das klappt bestens und wir sind wieder auf achse.

in sibi versuchen wir in einem goverment resthouse unterzukommen. das gelingt uns aus dem grunde nicht, weil unsere bewilligung wohl nicht die richtige war. weil keiner von uns farsi kann, können wir nicht  kontrollieren, wer recht hat. nach der absage finden wir aber in einem einfachen hotel eine bleibe. mein töff erhält in der küche neben der abwaschstelle einen sicheren unterschlupf. bon apetit. es ist unheimlich heiss in sibi, das liegt daran, dass wir heute nach dem bolanpass deutlich an höhe verloren haben.
in einem kleinen einfachen restaurant finden wir eine köstliche speise mit linsen und kichererbsen. der wirt offeriert uns verschiedenste früchte und ist glücklich, dass ausländer in seinem gasthaus sitzen. das kommt wohl selten genug vor, weil in diesem ort keine touristen halt machen.

in der nacht dreht mein magen ziemlich und gibt alles wieder zurück. schon am morgen geht es mir wieder besser, und wir fahren ohne frühstück los und wollen unterwegs etwas essen.

Jacobabad
die strassen sind immer noch eng und gefahren wird in der mitte, was das kreuzen schwierig macht. ich versuche, bevor ich einen lastwagen überhole, diesem auf der rechten seite vorbei zu schauen. in diesem moment kommt mir plötzlich ein bus entgegen, der schon beim kreuzungsmanöver wieder in die mitte der strasse zieht. mit der rechten schulter streife ich den bus und breche mir beim aufprall das rechte schlüsselbein. richie und manuel sind schnell zur stelle. mit den vielen herumstehenden leuten wird der töff auf das dach von richies toyota gehievt. bis ins spital sind es ca. 140km holperpiste.

das spital ist sehr einfach eingerichtet und macht einen ziemlich dreckigen eindruck. ich werde von mehreren ärzten gleichzeitig untersucht. mehrmals muss ein arzt die "gwundrigen" kinder aus dem saal schicken. ein anderer hat seit dem letzten gibs, den er gepflastert hat, die hände nur etwas knapp gewaschen. meine dyagnose wird bestätigt - auch ohne x-rays, und ich erhalte einen kreuzverband hinter dem rücken verpasst. dann verlasse ich das spital schon nach einer stunde und zahle nur die verbände und medikamente, die ich nicht einnehme, weil ich nicht verstanden habe wozu sie dienen.

richie und manuel sind ziemlich fertig - sie haben vor lauter aufregung nichts gegessen und getrunken, was sich jetzt in kopfschmerzen niederschlägt. wir entscheiden uns, einen tag im hotel zu bleiben und damit wieder für besseres befinden zu sorgen. die zwei polizisten, die uns zu unserer sicherheit 24h am tag bewachen, stimmen uns erst nicht viel heiterer. wir müssen uns erst daran gewöhnen, dass jemand stundenlang in unserem zimmer sitzt und uns beobachtet. sie sprechen nur urdu, und wir verständigen uns mit handzeichenn und anlächeln. die polizei vertritt die meinung, dass im land in letzter zeit zuviel passiert ist, so dass sie uns die sicherheit im land schuldig sind. aus diesem grunde erhalten wir auch eine eskorte, die sich bis bahawalpur über 400km erstreckt.

am nächsten morgen entscheide ich mich, die reise nicht abzubrechen und in indien erst für eine therapie zu sorgen. indien soll ja ganz gute mediziner haben. in pakistan will ich nicht länger bleiben als nötig, weil ich mir als verletzter den ramadan nicht länger aufzwingen will. auch wenn ich mich nicht daran halten muss, gibt es tagsüber viele geschlossene restaurants.

Lahore
mein töff bleibt für eine weile auf dem dachträger, und ich kann mich einmal so richtig vier wochen lang entspannen. dank richie und manuel komme ich auf meiner reise immer noch weiter. manuel erweist sich auch als guter pfleger, der mir von zeit zu zeit immer wieder den verband wechselt.

weil ich schlecht zu fuss bin, fahre ich in lahore vorallem dreiradritschkas und komme so auch zum sight-seeing. erwähnenswert ist sicher die badshahi moschee. wir leisten uns einen führer, der uns interessante sachen und auch ein paar akustische experimente zu berichten weiss. in lahore mache ich bei einer kreuzung halt und beobachte das geschehen während ca. einer halben stunde. die geschäftigkeit der pakistani ist einfach gewaltig – ich fühle mich manchmal wirklich 50 jahre zurück versetzt. alles nur vorstellbare wird transportiert, montiert und repariert. mit pferdegespanne werden meterlange armierungseisen transportiert, die gefährlich über den wagen hinausragen.

Geschäftigkeit in pakistan
ein mann, der keine bleibe hat, setzt sich an den strassenrand und macht sein geschäft. auch er hat menschliche bedürfnisse. vom ladenbesitzer, der quasi die sache dann reinigen muss, wird er weggescheut. in einem buch über indien las ich einst, dass das ausscheiden jeglicher art von flüssigkeit in der öffentlichkeit normal ist und nur jene aufsehen erwecken, die sich daran stören. aber dieser bettler scheint wohl das ganze etwas zu übertreiben. nun ich denke, er hat keine andere wahl und würde wohl liebend gerne kultiviert sein geschäft machen.

das letzte nachtessen in lahore gibt es im bekannten cafe cocoos, das einem künstler gehört. gekocht wurde wunderbar, und ich geniesse wieder einmal vegetarisch, das mir immer mehr behagt.