Nepal
wo die erde den himmel berührt
bild: buddha schaut in alle vier himmelsrichtungen

indien verabschiedet sich mit einem tränenden auge, und nepal begrüsst mich ebenfalls mit einem heftigen regenguss. während es regnet, nehme ich eine änderung am vergaser vor: ich senke die nadel um eine kerbe, damit der motor nicht mehr so fett läuft. somit ist der motor für die höhenluft bereit.

auf dem siddharta highway nach pokhara

was die nepali als highway bezeichnen, ist in tat und wahrheit eine schier nicht endende kurvige bergstrasse. ein fressen also für meine maschine. ich bin begeistert von der landschaft und muss immer wieder anhalten, um die steilen abhänge mit bewirtschafteten terassenfeldern bewundern zu können. weil es gerade erst geregnet hat, dünken mich die farben besonders intensiv.

terassenfelder mit blühendem senf

unmittelbar vor pokhara besichtige ich die stupa, die auf einer anhöhe über der stadt trohnt. mich fasziniert die tatsache, dass fahnen ihre gebete vom wind weitertragen. - erste anzeichen also auf die buddhistische religion.

der wind nimmt gebete auf

neunzig prozent der touristen, die nach pokhara reisen, unternehmen eine mehrtägige treking tour. das habe ich eigentlich nicht vor, doch vom fenster aus meinem hotelzimmer kann ich die schönheit der 8000er frühmorgens bestaunen. mich reizt es, diesen bergen etwas näher zu kommen und nach dem überbevölkerten indien einmal etwas ruhe für meine seele zu sorgen.

der trek

so kommt es, dass ich mit einer gruppe und einem führer mich auf einen trek begebe. dieser soll fünf tage dauern und über den poon hill (gorepani pass) zur warmwasserquelle in tatopani führen. am ersten und erst recht dann am zweiten tag geht es steil aufwärts. die bilder die ich zu sehen kriege, sind einmalig in ihrer schönheit. die rhododenron blühen. immer wieder kann man jasminduft geniessen. es ist eine grossartige art, weit ab vom lärm und verkehrsabgasen, dem leben der nepali näher zu kommen. in diesen steilen hängen scheint die welt stehen geblieben zu sein. die vegetation ändert auf dem ganzen trek mehrmals, und es ist zum beispiel interessant beobachten zu können, wie auf beinahe 2000m über meer immer noch bananen wachsen können.
das wetter spielt uns auf dem poon hill früh morgens einen streich. der geplante aufstieg auf einen aussichtspunkt fällt wegen nebel ins wasser. eine stunde später öffnet sich der himmel, so dass wir die imposante aussicht zu sehen bekommen, wenn auch nicht vom aussichtspunkt.

am vierten tag trenne ich mich von meiner gruppe und schliesse mich toni und garnet an. ich will auch aus sicherheitsgründen nicht alleine laufen. ich kann also meine tour in den bergen etwas ausdehnen.
gemeinsam laufen wir einen teil des klassischen annapurna round treks in umgekehrter richtung.
mir steht das herz fast still, als ein adler in seiner königlichen schönheit an mir vorbei fliegt. ein gewitter darf ich auch erfahren. wir können uns gerade noch rechtzeitig unter ein hausdach retten. toni sucht fasziniert nach artefakten und wird auch tatsächlich fündig. ich habe weniger glück.

tonis erster fund

mit dem fortschreiten unseres treks kommen wir in tibetisches gebiet. die szene ist geprägt von gebetsmühlen und -fahnen sowie tempel, von denen das gesicht buddhas in alle vier himmelsrichtungen schaut. seine nase ist übrigens eine nepalische eins, sie symbolisiert die einheit jedes lebens. weiter treffen wir auf yaks, eine alte rinderart, die sich speziell auf die höhenlagen angepasst hat, und dessen käse und auch fleisch wir kosten.

eigentlich hätte ich gerne den rundgang fertig gemacht. es hat aber für mich anzeichen gegeben, das nicht zu machen. in muktinath kehre ich um und habe so einen grund, um nochmals hierhin zu kommen. den trek schliesse ich mit einem flug von jomsom nach pokhara ab, welcher für das geld nicht allzuviel bietet.

pokhara

für ein paar tage lasse ich es mir gut gehen und ruhe mich aus. pokhara ist ziemlich touristisch, aber es macht mir spass, bei den schneidern kleider abändern zu lassen und mal wieder ein bisschen europäisches essen zu probieren.
das zweite jazzfestival, jazzmandu, steht in pokhara und kathmandu an. das lasse ich mir nicht zweimal sagen. nach dem kauf des tickets, es kostet happige 990 rupees, stelle ich fest, dass es sich dies kein nepali leistet und dass eine australische organisation dahinter steckt. das geld fliesst hier in die falsche richtung, und ich fühle mich irgenwie am falschen platz hier. die musik stammt von internationalen künstlern, ist jazzig - funky, ganz mein stil. ein buffet ist inbegriffen, aber es hätte nicht in diesem modernen hotel stattfinden müssen, das auch irgendwo anders auf der welt hätte stehen können. eine schlechte kritik also an das organisationskomittee.

kathmandu

die stadt liegt in einem tal gleichen namens und ist auf einem einem hochplatteau in mitten den hohen bergen gebaut worden. ich lerne die stadt mit einer gewaltigen luftverschmutzung und dem sich stets stauenden verkehrs kennen. ich brauche ein neues visum für indien. das ist mein hauptsächlicher grund, mich hier länger aufzuhalten. für meinen geschmack hat es auch ein bisschen viele touristen. trotzdem besuche ich die stupa, die sich als die grösste der welt rühmt: die stupa bodhenath. bei meiner visite kann ich gerade beobachten, wie der kugelförmige mittelteil der stupa neu eingefärbt wird. dies geschieht nicht mit pinsel und roller, sondern es werden "kunstvoll" kübel mit weisser und gelber farbe an die wand geschmissen. dreimal im monat wird dieses prozedere wiederholt. leider konnte mir aber niemand auskunft geben, warum dies gemacht wird. 

was mir in pokhara wegen dem tibetischen neujahr nicht gelingt, kann ich in kathmandu nun wett machen: es ist dies ein besuch einer buddhistischen messe. die schier kahlgeschorenen und in weinrot gekleideten mönche singen in sprechchören ihre gebete und werden von speziellen trompeten, schellen und einer pauke begleitet. es ist jedenfalls einen besuch wert, auch wenn man mindestens eine stunde mit angewinkelten knien auf einem dünnen kissen sitzen muss und gerade deshalb, weil man niemals weiss, was noch kommt und wann das spektakel fertig ist. für mich stellt dieses erlebnis einen höhepunkt dar.

das visum in der tasche, verlasse ich kathmandu an einem dunstigen freitagmorgen. gerade eine stunde dauert es, bis ich aus der stadt kathmandu heraus auf die richtige strasse gerate. auch wenn ich mich mit meinem töff durch die stehenden kolonnen schlängle und zwänge, ändert dies nicht viel. die strassen sind zu stark verstopft.
mittlerweilen habe ich auch über das land so einiges erfahren können. da wird ein obligatorium für das tragen der sicherheitsgurte der taxichauffeure eingeführt. es gibt opposition, weil einige alte modelle, jahrgang 1976 und älter, sich nicht mit gurten ausstatten lassen, es sei denn mit sehr hohen kosten verbunden. leute von den bergen versuchen vergeblich in der stadt ihr glück. in kathmandu soll es 2700 strassenkinder geben. junge mädchen werden von schleppern an bordelle verkauft. es steht nicht gerade gut mit dem tourismus: er hat in den letzten drei jahren um 50% abgenommen. 
doch noch kaum in einem anderen land habe ich von sovielen entwicklungprojekten gehört. private sowie auch internationale organisationen bieten unterstützung vorallem im bereich bildung und aufklärung. das ist sehr erfreulich. an einen aufwärtstrend ist noch nicht zu denken. der staat, der eigentlich für sich verantwortlich wäre, resigniert und ist oft zu korrupt. die probleme sind vielschichtig.

meine strasse verläuft durch die berge, über pässe, vorbei an steilen abhängen und durch tiefe täler. die strasse ist von den unwettern ganz schön ausgewaschen und dürfte dem einen oder anderen autofahrer wirklich probleme bieten.
ich meide grosse städte und interessiere mich mehr für das dorfgeschehen abseits davon. ich versuche in einem bergdorf vergeblich etwas gesundes zu essen zu bekommen. mir wird ein paket biskuits zum kaufen angeboten, was mich nicht begeistert. ich bevorzuge einen frischen tee zu trinken und fahre dann weiter. natürlich habe ich auch ein sprachproblem, was mich nicht stört. ich bin mir dies mittlerweilen gewöhnt.

sauraha, chitwan national park

mein weg verläuft über hetauda nach sauraha. nach dem letzen pass verliere ich heftig an höhe. das klima ändert sich rasch. es wird wärmer und feuchter. die plage der moskitos hat noch nicht richtig begonnen. ein glück. ich finde ausserhalb des dorfes eine empfehlenswerte bleibe: lun tara, ein ruhiges ferienparadies aus traditionellen lehmhütten und früchtetragenden bananenpalmen.
den obligaten und wackligen elefantenritt in den park lässt so manches tier von nächster nähe erblicken.


mutter und kind.

nach ein paar tagen in lun tara bin ich nun gewappnet für eine weitere reise durch indien: das farbenfrohe hindufestival mit dem namen "holi" darf ich unweit von der grenze in erfahrung bringen.

ein werk der kinder: happy holi!