Indien
südwind indien hat sich seit meinem letzten besuch nicht verändert. wie könnte es auch in so kurzer zeit. die selben fragen werden gestellt und immer noch stehen viele leute um mich herum, weil ich als attraktion für die inder eine angenehme abwechslung biete. ich hingegen habe mich sehr stark an sie szene gewöhnt, so dass mir gewisse dinge gar nicht mehr auffallen.

es ist mittlerweilen sehr heiss geworden. trockene 40 grad bringen mich in meiner töffjacke ziemlich zum schwitzen. meine route führt über lucknow, khajuraho, bombay und goa allgemein richtung süden, und von goa richtung osten nach chennai.

lucknow

hier mache ich wieder bei meinen freunden halt. es ist eine insel für mich, um mich vor dem gewimmel etwas verstecken zu können. ich erhalte einen herzlichen empfang, und wir feiern zusammen ein fest. ich weiss zwar nicht recht, ob das wiedersehen, oder der abschied gefeiert wird.

als cricket-spezialist, kann ich den final der weltmeisterschaften in südafrika am fernseher verfolgen. indien hat leider keine grossen chancen und verliert gegen den starken gegner australien.

khajuraho

die bekannten tempel von khajuraho stehen schon lange auf dem programm, und ich werde nicht enttäuscht. die dargestellten szenen sind sehr interessant, wenn sie von einem führer erklärt werden. neben kampf- und alttäglichen szenen hat es auch ein paar erotische darstellungen, die die eher prüden inder wohl etwas erröten lassen.

ein elefant kämpft gegen einen krieger. die grössen- und damit machtverhältnisse zwischen elefanten und krieger werden bewusst gewählt.

eine kampfszene

ein könig begleitet von zwei frauen. die frau links bringt sich einen roten punkt auf der stirn an. sie verwendet dazu einen konvexen spiegel. die frau rechts, spielt mit einem ball und trägt zur unterhaltung des königs bei. typisch indisch also?! und ich hoffe, dass mit dem folgenden bild meine homepage nicht als pornografisch eingestuft wird. die tempel weisen einige bilder der deftigeren sorte auf, die ich nicht publiziere.

 ein könig mit zwei ladies

khajuraho ist sehr abgelegen. das ist mir recht so, weil noch ein angenehmer kontakt zu den hier wohnhaften leuten möglich ist. ich besuche eine schule und bin ab den beschränkten mitteln etwas schockiert. die kinder sitzen auf dem boden und lernen motiviert. nicht jeder familienvater kann alle seine kinder zur schule schicken. das wissen die kinder. der lehrer unterrichtet entsprechend seinen fähigkeiten und mitteln und leistet dabei frondienst.

schulunterricht auf dem land - ein privileg

sanchi

auf schlechten strassen geht meine reise weiter nach sanchi. ich muss dabei mein gepäck zum ersten mal erneut festzurren, damit ich es nicht verliere. die sehenswürdigkeit, eine alte stupa mit vier verzierten toren kann mich irgendwie nicht recht begeistern. ich muss ja auch nicht alles auf der welt gut finden.

wie auch schon oft erwähnt sind mir die kontakte zu den leuten wichtiger. der reiseführer von lonely planet ist mir schon lange verleidet und auf der suche nach einer unterkunft in chandvad (im lonely planet nicht aufgeführt), einem grösseren dorf, werde ich bei einem government resthouse fündig. ein herr lädt mich spontan zu einem whiskey ein, den ich dann nach einer erfrischenden dusche auch geneniesse. zusammen diskutieren wir den ganzen abend, während eine andere gruppe von männern mit 10-er rupies scheinen eine art poker spielt.

mumbai

indien ist riesig. das merke ich immer wieder, wenn ich mit dem töff unterwegs bin. die distanzen sind gewaltig. trotzdem komme ich gut voran und erreiche die metropole mumbai, die früher den namen bombay trug. den preisen für hotelzimmer zu entnehmen, ist mumbai eine weltmetropole: teuer, teuer. ich leiste mir hier das teuerste hotelzimmer seit meiner ganzen reise! was aber die angebotenen produkte in den märkten anbelangt, muss ich sagen, dass eine stadt zu hause die weitaus besseren auswahlmöglichkeiten aufweist. preise alleine machen keine metropole aus, aber ich lasse die inder in diesem glauben.
mit einem kinobesuch versuche ich mich auf dem stand der zeit zu halten: the lord of the rings, part ll steht auf dem programm. für einmal ist der film in englisch und ohne untertitel. unmittelbar vor dem film erscheint auf der leinwand eine indienfahne und die nationalhymne wird gespielt. dazu stehen alle auf.

mein geplanter pneuwechsel erfolgt schnell und ohne zwischenfälle. ich habe auch ein paar interessierte zuschauer. das hotelpersonal. hier nochmals ein dankeschön für mein support team manuel und richie, die mir dadurch mehr bewegungsspielraum ermöglichen. es hat wunderbar geklappt.

goa

die hitze scheint für die inder ein grosses problem darzustellen, denn während den heissen tagen ist fast niemand auf achse. ich starte jeweils früh morgens bei einigermassen frischen temperaturen und versuche mein tagesziel auch möglichst früh zu erreichen. wenn einmal nicht vom verkehr aufgehalten, dann sorgt die polizei für eine geduldprobe. die erste polizeikontrolle in indien und die zweite überhaupt auf meiner reise. verlangt wird die nummer des führerausweises (!), wohl damit ein formular korrekt ausgefüllt werden kann. der töff wird eher aus neugier beschnuppert.
in goa besuche ich die strände und lasse es mir für ein paar tage bei sonne, wind und herrlich warmem wasser gut gehen. die visite von old goa und den entsprechenden basilika und kathedralen darf nicht fehlen. goa ist irgendwie in den 70er jahren stehen geblieben. viele hippies sind noch unterwegs, es wird zuviel geraucht und gesoffen.

hampi

auf dem weg nach chennai gelange ich nach hampi, wo mich eine gewaltige landschaft und eine interessante architektur von hindu tempeln umhaut. der heilige elefant von hampi, dessen namen mir leider entgangen ist, segnet mich mit seinem rüssel, nachdem ich ihm einen ganzen bund bananen verfüttert habe. hier liefere ich auch den bildhaften beweis dafür, dass inder anders denken und damit immer wieder interessante resultate liefern:

unvergessliche schräg-indische erinnerung

in hampi ist ayuverdische medizin gross geschrieben. ich gerate beim 'good morning chai corner' mit kupi in kontakt. als kind litt er an polio und geht deshalb heute mehr auf händen, weil ein aufrechter gang ihm seine beine nicht erlauben. im dorf arbeitet er als therapeut und masseur. ich lasse mir auch eine kur verschreiben und die ölige angelegenheit über mich ergehen und bin vom positivem resultat überrascht. ich zahle einen angemessen lohn und bin froh, dass auch invalide in indien arbeit finden.

und alles wegen einem platten

wenn man mit dem motorrad im gelände fährt, kommt es vor, dass man sich einen dorn einfährt. der vorderpneu verliert langsam luft und nach 12 kilometern kann ich den schaden reparieren lassen. ich werde von einem muslim angesprochen. akmal will mir seine fabrik zeigen. es handelt sich dabei um einen steinbruch mit ca. hundert angestellten. die gastfreundschaft ist enorm. ich kann duschen, essen und auch im zimmer des managers schlafen. als kleines danke schön mache ich fotos von den angestellten. die lebensumstände sind nicht sehr ideal: arbeit im steinstaub ohne masken, wohnen gleich im vom wind daher getragenen steinstaub. die primitiven hütten sind weiss davon. kinder spielen mit dem staub. es scheint kein bewusstsein für das gefährliche puder zu existieren. die bilder, die ich mache erzählen geschichten! als ich vorsichtig frage, ob es nicht probleme mit der gesundheit der arbeitnehmer gebe, meint der chef, dass täglich zwei verzehrte bananen den rachen und die nase genügend reinigen. das ist ein geheimrezept, nämlich! ich wage nicht, weiter zu intervenieren. ich denke mir, wenn es auf der welt noch sklaverei gibt, dann bestimmt hier. am tag danach, es ist dienstag, wird das wochensalär ausbezahlt. eine schwierige angelegenheit. die arbeitnehmer sind nicht zufrieden. eine frau bricht in tränen aus. sie wird mit lauten worten abgefertigt. ich komme mir hilflos vor. beschämt verlasse ich den ort und will alles tun, damit die leute, die guten fotos erhalten und so für bessere stimmung sorgen.

chennai

chennai ist auch eine metropole indiens, hier stehe ich in einem riesigen bücherladen und finde für einmal was mein herz begehrt: einen reiseführer für die fortsetzung. gleich nebenan geniesse ich seit ewig einen kaffee in einem modernen und klimatisierten restaurant. der gegensatz ist so plötzlich und krass. um mich herum sieht es aus, als wäre ich in europa. ich fühle mich nicht wohl dabei und realisiere, dass ich mich verändert habe. ich verspüre erste anzeichen, dass ich bei meiner rückkehr in die schweiz einen kulturschock erleiden werde.

ich plane die verfrachtung von meinem motorrad nach kuala lumpur, die von der firma interfreight durchgeführt wird. dazu lasse ich auch mein motorrad reinigen und stelle fest, dass es wieder einmal allzu gründlich gemacht wird: die meisten unterschriften auf dem bike sind vom schürmittel abgefallen(!)  mit dem verschiffen nach südostasien beginnt wohl eine neue era, und ich kann wohl etwas platz für neue unterschriften gebrauchen...

mein bike mit den verbliebenen unterschriften

ein lastwagenstreik zerrt an meinen nerven und lässt mich drei tage auf das verpacken meines bikes warten. nun wurde der streik beendet, so dass ich auf eine baldige lieferung nach kuala lumpur, port klang, rechnen kann.

die kiste passt auf anhieb, indische präzision