Kambodscha
dunkle vergangenheit und stolze leute

grenzübertritt
routiniert werden
pass und carnet gestempelt. der übertritt ist wie gewohnt kein problem. für einmal habe ich glück gehabt, denn später erfahre ich, dass wegen politischen problemen zwischen kambodscha und thailand die grenzen kurzerhand für eine weile dicht gemacht wurden. ich organisiere mich im land wie üblich: geldwechseln, ein paar khmer-sprachkenntnisse und geltende preise erfassen.

der thai-kambodscha grenze entlang
zu abgelegenen tempeln fahre ich auf einer nassen, ausgewaschenen und glitschigen piste. der regen hat ziemlich gewütet. den brücken traue ich nicht allen und inspiziere sie, bevor ich darüber fahre. so gelange ich zum tempel banteay chmar - eine von der natur zurückgeholte ruine. die schönheit liegt auf der hand, aber dessen eigentliche gestalt sich vorzustellen, bedarf einiger übung und setzt wissen über die architektur der khmer voraus.

samrong
ein kleines städtchen, wohl in keinem reiseführer auf der welt aufgeführt, bietet mir eine nette unterkunft. ich geniesse den nachmittäglichen regen und gerate unweigerlich mit internationalen organisationen wie 'handicap international', unicef und 'agir pour le cambodge' in kontakt. das ärmste land asiens bedarf internationaler unterstützung. die geschichte kambodschas ist dunkel, sehr dunkel und hat arge narben hinterlassen.
interessante gespräche mit den organisationen eröffnen mir eine neue welt der arbeit und tür und tor für meine weiterreise. so erhalte ich hier geheime reisetips und adressen. das land bietet, was meinen rahmen wieder einmal sprengt, und ich gerate einmal mehr zeitlich ins hintertreffen.

ein krieg ist nicht beendet, wenn die truppen abziehen
bei der weiterfahrt markieren tausende schilder die minenfelder aus der kriegszeit. die leute versuchen mit den minen im einklang zu leben. in der regel wissen sie - durch ausprobieren? - welche tritte und pfade sicher sind, was nicht immer gelingt, so dass es täglich noch verletzte gibt. ich kann mehrere spezialisten beobachen, die mitten in den häusern minen mit schere und metalldetektor suchen. ein prozess, der noch mindestens hundert jahre dauert, bis das land als minenfrei bezeichnet werden kann.

grässlich, aber leider wahrheit

siem reap - angkor wat
aber es gibt auch schönere dinge über kambodscha zu berichten. glücklicherweise sind die leute hier, obwohl von der unmittelbaren geschichte gekränkt, stolz auf ihren ursprung, dem königreich angkor. inspiriert von der tempelarchitektur der hindus entstand ein tempelkomplex mit gigantischen ausmassen. gesichter von göttern und kilometerlange reliefbilder laden zum verweilen ein. man muss es gesehen haben.
eine hotelschule, die unter der leitung von 'agir pour le cambodge' entstand, bietet mir ihren service an. so komme ich ganz günstig zu einem mehrgängigen feinen mittagessen und einer adresse in phnom penh.

phnom penh
die hauptstadt von kambodscha ist klein und übersichtlich. ich logiere privat und besichtige den königspalast mit dem imposanten thronsaal. das nationalmuseum wurde im traditionellen stil gebaut und ist jedenfalls eine visite wert. ich geniesse das üppige grün in den parkanlagen und komme so immer wieder zu einer rast.

von mondulkiri nach ratanakiri
es gibt momente, da werden einem die touristischen sehenswürrdigkeiten zuviel. darum geht es mit dem töff auf nach mondulkiri, einem der wenigen berggebiete hierzulande. mit jedem höhemeter nimmt die temperatur ab, was neben der wilden landschaft einen angenehmen nebeneffekt hat. natur pur umhüllt mich, und ich entscheide mich für eine nicht ganz einfache überquerung zum nördlich gelegenen hügelzug ratanakiri. die fahrt gestaltet sich schon bald als anspruchsvoll. spätestens nach drei stunden fahrt merke ich, dass es passagen gibt, die für ein auto mit 4wd unpassierbar sind. so die brücke, die nur noch drei balken aufweist oder die tiefen ausgewaschenen gräben. ich durchfahre stille wasser. meine kräfte schwinden allmählich. immer wieder muss ich abstgeigen und heikle passagen inpizieren, bevor ich sie durchquere. so brauche ich viel zeit und rechne ca. 100km pro tag. eine spur läuft durch ein sumpfloch, die mir dann zum verhängnis wird. ich bleibe stecken. neugierige leute werden von meinem lärm angelockt. sie beobachten mich, den "prang", wie sie die franzosen und ausländer zu nennen pflegen, eine ganze weile. keiner macht den anschein, mir von sich aus helfen zu wollen. doch ziehen sie mit vereinten kräften den töff aus dem sumpf heraus. nicht nur das, ich bin der erschöpfung nahe, erhalte tee aus dem nichts serviert.
ich kann nicht weiterfahren. mein töff ist vor lauter erde kaum mehr zu erkennen. im nahegelegenen fluss, wasche ich ihn etwas später - kniend und mit den blossen händen. es wird dunkel. die leute bringen mich zu einer hütte, wo ich als hoch angesehener gast in der einzigen hängematte übernachten darf.
meine abreise wird auf den übernächsten tag verschoben. es wird 'tiger und kuh' gespielt und für mich ein varan geschlachtet. bisher habe ich diese art rieseneidechse im dschungel bewundert. jetzt muss also davon gegessen werden. für die kambodschaner ein fest, das ich zu würdigen versuche. neben verschiedenen stücken fleisch landet auch eine pfote in meinem teller. ein mulmiges gefühl durchfährt mich. doch überlasse ich sie unauffällig unterm dem tisch den hunden.  
in der nacht prasselt ein heftiges gewitter auf die erde, doch schon am folgenden morgen ist davon kaum noch etwas zu erkennen. es gibt kaffee, reis und - varan - zum frühstück. obwohl das fleisch eigentlich schmeckt, widert es mich gleichzeitig an.
für die restlichen 90 kilometer nach ban lung fahre ich rechtzeitig los. eine monsterettappe erwartet mich: wasser und glitschige partien sind überall. felsige bachdurchquerungen, überflutete reisfelder und schmale, vom meterhohen grass überwucherte pfade bringen mich auf einen stundenschnitt von etwa fünf kilometern. ich kämpfe und merke gleichzeitig, dass ich an gewisse grenzen stosse. ban lung erreiche ich mit etwa vier stunden verspätung, wenn man das so nennen kann - schmutzig, durchnässt, hundemüde aber sicher und überglücklich.